Das Frühjahr ist die Zeit der Stiefmütterchen und Hornveilchen. Mit ihrer farbenprächtigen Blütenpalette sind sie nach wie vor die Klassiker im Garten und in den Pflanzschalen.
Stiefmütterchen, pflegeleicht und abwechslungsreich
Ob in der Sonne oder im Schatten Stiefmütterchen sind nicht nur unkompliziert in der Pflege, sondern auch reich an Blütenfarben und preisgünstig. Deshalb erfreuen sie sich als Farbtupfer im Garten und auf dem Balkon so großer Beliebtheit. Sie werden in den unterschiedlichsten Farben und Formen angeboten: Mit kleinen oder großen Blütenköpfen von schwarzrot bis zitronengelb, mit oder ohne dunkle Blütenmitte, einfarbig oder mehrfarbig. Seit einigen Jahren sind außerdem neben den großblumigen Stiefmütterchen auch Miniatur-Stiefmütterchen im Trend. Sie sind eine Kreuzung aus dem Gartenstiefmütterchen (Viola x wittrockiana) und dem Hornveilchen (Viola cornuta).
Besonders attraktiv finde ich Blüten in wässrigem Blau oder Orange (leider sind sie nicht so blühfreudig) und Pflanzen deren Blütenfarben ineinander verlaufen. Was Stiefmütterchen für mich so einmalig macht, ist die dunkle Zeichnung in der Blütenmitte. Sie verleiht den Blüten den Ausdruck eines kleinen mürrischen Gesichts.
Stiefmütterchen gehören zu den Veilchengewächsen. Ein gemeinsames Merkmal dieser Pflanzengruppe ist die gegenseitige Bedeckung der Blütenblätter. Dieser Eigenschaft verdankt das Stiefmütterchen auch seinen Namen. Denn sein unterstes breites Blütenblatt die „Stiefmutter“ verdeckt teilweise seine seitlichen Blütenblätter die „Töchter“ und die wiederum die beiden obersten Blütenblätter die „Stieftöchter“.
Die kleine Pflanze wird auch gerne als „Pensee“ bezeichnet. Der Name, der als Symbol für Andenken und Treue steht, entstand aus dem französischen herbe de la pensée (Pflanze des Gedenkens).
Der robuste Frühblüher ist im zeitigen Frühjahr mit seinen leuchtenden Blüten ein Hingucker. Seine zahlreichen Blütenfarben lassen sich sehr schön mit anderen frühblühenden Pflanzen wie Gartenprimeln, Narzissen, Bellis, Vergissmeinnicht oder Hyazinthen kombinieren.
Kauf oder Aussaat
Mit dem Kauf vorgezogener Stiefmütterchen habe ich bisher noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Ist der Ballen der Pflanzen stark mit Wurzelwerk durchzogen und machen die Pflanzen einen vitalen Eindruck, kannst Du sie beruhigt kaufen. Sie können auch blühend ohne Probleme verpflanzt werden.
So lassen sich mit ihnen harmonische Farbkombinationen zusammenstellen. Sie eignen sich gut als Lückenfüller im Beet oder als dekorative Randbepflanzung.
Wer jedoch der Auffassung ist, dass nur selbst gezogene Stiefmütterchen wirklich robust sind, kann die zweijährigen Pflanzen auch leicht selber ziehen. Dazu werden sie im Sommer des Vorjahres ins Freiland ausgesät, um im folgenden Frühjahr zum ersten Mal zu blühen. Vermehren lassen sich Stiefmütterchen auch durch Stecklinge.
Blühfreudige Stiefmütterchen
Stiefmütterchen gedeihen in einem nährstoffreichen, kalkarmen Boden besonders gut. Die Erde sollte für die Pflanzen gleichmäßig feucht sein. Ihre Blütezeit erstreckt sich von April bis weit in den Sommer. Damit sich immer wieder Knospen bilden, solltest Du verwelkte Blüten regelmäßig entfernen. Lässt die Blüte dann doch allmählich nach, kannst Du mit organischem Dünger die Knospenbildung wieder anregen. Damit die kleinen Pflanzen gut durch den Winter kommen, werden sie mit Fichtenreisig und Laub abgedeckt. Eine Überwinterung im Topf ist nicht möglich.
Doch Stiefmütterchen eignen sich nicht nur für die Kübelbepflanzung oder fürs Freiland, sondern auch als Tischschmuck. Zusammen mit Schneeglöckchen und Traubenhyazinthen lassen sich hübsche Arrangements zusammenstellen.
Gehörntes Veilchen mit zierlichen Blüten
Im Vergleich zum Stiefmütterchen haben die Hornveilchen (Viola cornuta) kleinere Blüten. Sie stammen ursprünglich aus den Pyrenäen, wo sie als Wildform nur in violetten Schattierungen vorkommen. Im Laufe der Zeit haben sich die Hornveilchen auch in anderen Regionen Europas angesiedelt. Besonders in England gehören sie zu den dauerhaften Gartenpflanzen. Bei uns wird das Hornveilchen dagegen als reine Art selten kultiviert. Dafür gibt es zahlreiche Viola cornuta-Hybriden, die leider nicht immer dauerhaft sind. Die Hybriden werden in allen erdenklichen Farben angeboten. So reicht ihre Farbpalette von Gelb über Blau bis hin zu Violett. Dazu gibt es Pflanzen mit roten, weißen und sehr dunklen Tönungen.
Die Züchtung der Hybriden begann Mitte des 19. Jahrhunderts in England durch Kreuzung von Viola cornuta mit Viola gracilis. Heute werden neben den dauerhaften Wildarten auch kurzlebige Stiefmütterchen als Kreuzungspartner verwendet, die in Gartencentern meist als Hornveilchen angeboten werden.
Hornveilchen sind mehrjährige, immergrüne Stauden, die etwa 25 cm hoch werden. Ihre Stängel sind dreikantig. Die Blüten werden etwa 3 cm breit und besitzen einen 1,5 cm langen Sporn an ihrem untersten Blütenblatt. Diesem Sporn verdankt das Veilchen seinen Namen. Hornveilchen blühen wie die Stiefmütterchen vom Frühjahr bis in den Sommer. Eine schwächere Blüte schließt sich im Oktober und November an.
Eigenarten und Vorlieben der Hornveilchen
Hornveilchen bevorzugen einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Besonders prächtig gedeihen sie in einem kühlen, gleichmäßig feuchten Boden, der auch gern leicht sauer sein darf.
Mit ihrer reichen Blüte bis in den Sommer sind Hornveilchen ideal für Kübel und Kästen. Sorten mit einem überhängenden Wuchs wirken sehr schön in Blumenampeln (Hanging Baskets). Die kleinen Blüten der Hornveilchen reagieren auch weniger empfindlich auf Regen. Im Garten breitet sich das Hornveilchen buschig aus und wird deshalb als Bodendecker in Randbereichen vom Staudenbeet oder im Steingarten geschätzt. Besonders hübsch wirken Hornveilchen auch in Fugen zwischen Steinplatten.
Bei einigen Hornveilchen-Sorten schießen die Triebe im warmen Frühlingswetter stark in die Höhe, was zum Umfallen der Pflanzen führt. Dieses Verhalten wird besonders durch zu nährstoffreiche Standorte begünstigt.
Im Mai verlieren die Blüten allmählich an Farbintensität, dann können die Pflanzen um die Hälfte zurückgeschnitten werden. Die Hornveilchen treiben danach wieder buschig aus und bleiben durch den Rückschnitt auch langlebiger. Sie erholen sich schnell und blühen dann bis in den Sommer hinein.
Leider zählen Hornveilchen wie Stiefmütterchen zu den Lieblingsspeisen der Schnecken. Besonders schmackhaft scheinen die über Stecklinge vermehrten Sorten zu sein.
Noch mehr Hornveilchen durch Stecklinge und Selbstaussaat
Die Vermehrung bei den Hornveilchen erfolgt über Absenker oder Samen. Die über Samen vermehrten Hornveilchen sind besonders blühfreudig. Über Stecklinge vermehrte Sorten sind dafür langlebiger.
Hornveilchen säen sich gerne selbst aus. Nach dem Verblühen, wenn die Pflanzen nicht zurückgeschnitten wurden, reifen wie beim Stiefmütterchen die Samen in Kapseln heran. Es kommt zur Selbstaussaat, dabei werden die Samen meist durch Ameisen verbreitet. Auf diese Weise vermehrte Pflanzen tauchen an den unterschiedlichsten Standorten im Garten auf. Da diese Sämlinge stark in ihren Farben variieren, entstehen häufig sehr hübsche Farbnuancen. Hornveilchen eignen sich optimal zum Verwildern, wenn man sie nur lässt.
Die über Stecklinge vermehrten Sorten sind dagegen einheitlicher im Wuchs und in ihren Blütenfarben. Diese Hornveilchen müssen auf jeden Fall nach der Blüte um die Hälfte zurückgeschnitten und gelegentlich auch geteilt werden. Dafür treiben sie danach wieder kräftig aus und erweisen sich als besonders langlebig. Diese Hornveilchen können bis zu zehn Jahre alt werden.
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