Für viele Grundbesitzer muss ein Garten heute pflegeleicht und kostengünstig sein. Deshalb breiten sich monotone Schottergärten immer weiter aus. Doch dieser neue Gartentyp ist weder gestalterisch ansprechend, noch hat er einen positiven Einfluss auf unser Ökosystem.
Wohin ich auch schaue, allmählich weichen auch die letzten Vorgärten mit ihren Rasenflächen, Sträuchern und Stauden den Schottergärten. Viele Gartenbesitzer scheinen sich bei der Entscheidung für die Schotterflächen entweder an ihren Nachbarn oder den Materialangeboten der Baumärkte zu orientieren. Die Gartengestaltung wird zur Nebensache und Stilbrüche in Kauf genommen.
Sind Schottergärten wirklich pflegeleicht?
Die Beliebtheit der Schotterbeete resultiert aus dem angeblich geringen Pflegeaufwand und dem stetig sauberen Eindruck, der von diesen Flächen ausgeht. Doch dieser Zustand wird nicht allzu lange anhalten, denn die unerwünschten Unkräuter samen und breiten sich auch über den Luftweg aus.
Zwischen den Steinen sammelt sich zwischenzeitlich organisches Material wie Laub und Blütenstaub, das für die von Wind und Vögeln verbreiteten Samen einen guten Nährboden liefert und sie keimen und wachsen lässt. Schon nach ein paar Jahren beginnt dann die intensive Pflege mit dem Jäten des Schottergartens. Wer sich dann von seinen Schotterbeeten trennen möchte, für den wird der Rückbau arbeitsintensiv und die Entsorgung teuer.
Schottergärten und ihr Einfluss auf das Ökosystem
Vielen Gartenbesitzern scheint nicht bewusst zu sein, dass sie mit dem Anlegen dieses neuen Gartentyps wertvollen Boden versiegeln. Meist wird noch vor dem Ausbreiten der kantigen Gesteinsstücke eine Folie auf dem Boden ausgelegt. Sie soll das Wachstum von Unkraut verhindern, unterbindet aber auch das Leben von Insekten und anderen Bodenlebewesen, das zwischen Boden und Vegetationsschicht stattfindet. So verliert der Boden letztendlich seine Qualität und Funktion.
Die biologische Vielfalt geht auf Schotterbeeten verloren. Die sauberen, vegetationsarmen Schotterflächen bieten Tieren und Pflanzen so gut wie keinen Lebensraum. Dazu wirken sich die Schotterflächen negativ auf das Mikroklima aus. Sie tragen dazu bei, dass der Feinstaubgehalt in der Luft ansteigt, da die Absorption durch Pflanzen fehlt. Insbesondere während der Sommermonate erhitzen sich die Steinflächen stark und speichern Wärme. Gartenflächen mit vielen Pflanzen sorgen dagegen durch Verdunstung für die Befeuchtung und Kühlung der Luft.
Wo bleibt die Ästhetik?
Schöne Gärten werden geschaffen, um unsere Sinne anzuregen. Von den heutigen Schotter- bzw. Kiesgärten geht keinerlei Reiz aus. Sie sind vegetationsarm und wirken deshalb künstlich. Ihre Formen und Farben sind eintönig und kühl. Den jahreszeitlichen Wechsel nimmst Du in solch einem Gartenbereich kaum noch wahr.
Natürliche Vorbilder für die pflegeleichte Gestaltung eines Kiesgartens sind neben den heimischen Trockenrasen auch die Graslandschaften Südosteuropas und die nordamerikanischen Prärien. Diese Standorte sind niederschlagsarm, vollsonnig und besitzen durchlässige, nährstoffarme Böden. Nur dort wo die Standortbedingungen im Garten den natürlichen Vorbildern ähneln (z.B. vor einer Südwand, am Traufstreifen) ist der richtige Platz für ein Kies- bzw. Schotterbeet.
Ein berühmter englischer Kiesgarten
Der Begriff „Kiesgarten“ ist eng mit der Gärtnerin, Gartendesignerin und Autorin Beth Chatto verknüpft. In ihrem Garten im trockenen Osten Englands legte sie ihren legendären Schatten- und Kiesgarten an. Damit beschritt sie in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts einen neuen Weg in der Gartengestaltung. Pflanzen dieser naturhaften Gärten werden entsprechend ihren Lebensbereichen ausgewählt. In ihrem sicherlich bekanntesten Buch „The dry Garden“ zeigt sie auf, wie ein Garten auch ohne Bewässerung auskommen kann. Daneben verfasste sie weitere Bücher über das Anlegen von Ziergärten in trockenen, feuchten und schattigen Problemlagen.
Wenig Pflege bei standortgerechter Pflanzenauswahl
Neben den Schotterbeeten gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten pflegeleichte, blühende Flächen zu schaffen. Dabei ist die standortgerechte Pflanzenauswahl nicht nur für die gelungene Gartengestaltung wichtig. Sie erleichtert später auch die Gartenarbeit.
Deshalb sollten an schattigen Standorten, z.B. unter Bäumen robuste Schattengehölze und –stauden gepflanzt werden. Auf sonnigen, nährstoffreichen Böden sind Blumenwiesen eine pflegeleichte Alternative. Je nach Nährstoffgehalt des Bodens können dort Magerwiesen oder andere Wiesentypen angelegt werden, die lediglich ein- bis zweimal pro Jahr gemäht werden müssen. Die unterschiedlichen Pflanzen, die sich dort ansiedeln, locken Insekten an, die wiederum für ein reichhaltiges Bodenleben sorgen.
Pflanzen in Schotter- und Kiesbeeten
Um ein Kiesbeet anzulegen, wird ein offener vollsonniger Standort mit einem nährstoffarmen Boden benötigt. Ist der Boden nährstoffreicher, sollte in den oberen 30 cm des Bodens etwa 70 % Sand oder Splitt eingearbeitet werden. Kiesbeete benötigen auf jeden Fall einen durchlässigen Boden, um den Wasserabzug und die Durchwurzelungsfähigkeit der Pflanzen zu gewährleisten.
Als Gestaltungselemente sind Findlinge auf dieser Fläche sehr reizvoll. Alle Steine sollten, wie in ihrer natürlichen Umgebung, unbedingt aus dem gleichen Material bestehen. So wirkt Dein Beet ruhig, harmonisch und ausgewogen. Auch in Kombination mit Mauern und Treppen kommen Kiesbeete sehr schön zur Geltung.
Durch die Bepflanzung wird der Boden dicht bedeckt und so vor Austrocknung und Erosion geschützt. Der Blütenreichtum eines Kiesbeets erfreut nicht nur den Menschen, sondern auch Bienen und andere Insekten.
Die Auswahl an Pflanzen für Kiesflächen ist groß, also lass Dich inspirieren. Vielleicht orientierst Du Dich an einer Steppenlandschaft, an einem ausgetrockneten Flussbett oder Du schaffst Dir einen mediterranen Garten.
Für eine pflegearme Anpflanzung eignen sich robuste Gehölze und Stauden, deren Pflegeaufwand nur aus einem Rückschnitt im zeitigen Frühjahr besteht. Dazu gehören strukturbildende Gehölze wie Perückenstrauch, Felsenbirne und Sommerflieder. Optimal für die Bepflanzung sind Stauden wie Federgras, Palmlilie, Bartblume, Euphorbien, Kugeldistel, Aster, Glockenblume, Sedum, Nachtkerze und Steinkraut.
Für eine Bepflanzung in einem etwas nährstoffreicheren Boden bieten sich Gehölze wie Judasbaum, Ölweide, Sanddorn, Lavendel und Salbei an. Sie lassen sich gut mit Bartiris, Fetthenne, Katzenminze, Thymian, Storchschnabel, Lichtnelke, Blauraute, Woll-Ziest und Traubenhyazinthen kombinieren. Teilweise benötigen diese Pflanzen jedoch einen Winterschutz aus Fichtenreisig.
Ähnliche Artikel
Blühende Polsterstauden in rauen Lagen – Impressionen einer Islandreise (Teil I)
Mein pflegeleichtes Blüten-Staudenbeet
Gestaltung von Garten und Kübeln mit Ziergräsern
Heimische Orchidee im Garten - Die Breitblättrige Stendelwurz
Kommentar 1 von Gustav Sucher am 5. Oktober 2018 10:38
Danke für die Inspiration. Mein Onkel baut gerade sein Haus und mein Bruder wird ihm den Garten anlegen. Ich bin für die Planung zuständig und denke, dass ein Kiesbeet nicht fehlen sollte. Allerdings würde ich die Übergänge zwischen Kies und Blumenbeet deutlicher trennen. Danke für den tollen Blog!