Auch in diesem Jahr reichen die Niederschläge für viele unserer Pflanzen im Garten nicht aus. Die Wasservorräte im Boden sind inzwischen fast aufgebraucht, so dass mit künstlicher Bewässerung nachgeholfen werden muss.
Wasser ist für Pflanzen lebenswichtig. Es löst die Nährsalze im Boden und transportiert sie in die Pflanzen. Den Pflanzen steht Wasser als Niederschlag, Grundwasser oder Sickerwasser zur Verfügung. Davon wird ein Teil an die Atmosphäre abgegeben und ein Teil direkt von den Pflanzen aufgenommen.
Der Boden - ein mehr oder weniger guter Feuchtigkeitsspeicher
Ein guter Boden kann Wasser speichern und es jederzeit für die Pflanzen bereithalten. Das Speichervermögen des Bodens hängt von seinem Porendurchmesser ab. Bei einem geringen Durchmesser, wie beim Tonboden ist das Wasser nicht verfügbar. Bei einem zu großen Durchmesser, wie beim Sandboden sickert das Wasser hindurch.
Durch Verdunstung und Wasserentzug der Pflanzen entsteht in den oberen Bodenschichten eine Saugspannung, die im Boden gespeichertes Wasser in feinen Röhrchen den sogenannten Kapillaren nach oben aufsteigen lässt. Aus diesem Kapillarwasser decken die Pflanzen ihren Wasserbedarf. Reicht dieses Wasser nicht mehr aus, muss der Boden künstlich bewässert werden. Wird beim Gießen jedoch nur die Oberfläche des Bodens befeuchtet, gelangt das Wasser nicht in die Wurzelzonen.
Deshalb solltest Du möglichst durchdringend gießen. Das gilt vor allem für lehmige Böden. Ich gieße unseren lehmhaltigen Boden während anhaltender Hitzeperioden einmal pro Woche. Sandige Böden müssen dagegen häufiger gegossen werden. Wasser versickert in diesem Boden schnell. Mit Bodendeckern bewachsene Erdoberflächen sorgen für ein besseres Wasserspeichervermögen, da sie die Verdunstung reduzieren und gleichzeitig die Bodenstruktur verbessern. Außerdem sind sie optisch ansprechend.
Fehlen bodendeckende Pflanzen, verliert die Erdoberfläche nach starkem Regen ihre krümelige Struktur. Während der anschließenden Austrocknung bilden sich Risse im Boden, durch die Wasser verdunstet. Die Kapillaren sind stillgelegt. Deshalb ist das regelmäßige, leichte Aufhacken der oberen Bodenschicht für die Wasserverfügbarkeit Deiner Pflanzen so wichtig.
Wie viel Wasser brauchen Pflanzen in trockenen Zeiten?
Da die oberen Bodenschichten schneller austrocknen, benötigen flach wurzelnde Pflanzen häufig zusätzliche Wassergaben. Tiefwurzelnde, wie z.B. Rosen kommen mit weniger Wasser zurecht. Auf jeden Fall sollte so reichlich gegossen werden, dass der Boden bis in die Hauptwurzelzone durchfeuchtet ist. Für meine Stauden benötige ich etwa 10 l/m², für Gehölze im ersten Standjahr etwa 20 l/m². Den Rasen lasse ich meist recht trocken werden, da er sich nach dem ersten Regen immer wieder schnell erholt.
Normalerweise benötigen Gehölze und Rosen ab dem zweiten Standjahr keine zusätzlichen Wassergaben. Doch sobald die ersten Blätter welken, müssen auch sie gewässert werden. Das gilt insbesondere für Hortensien. Doch auch ausladende Pflanzen wie große Rhododendren und Koniferen macht die Trockenheit zu schaffen, zumal sie auch nach einigen Regenschauern nicht genügend Wasser abbekommen. Die Erde um ihr Wurzelwerk bleibt meist trocken. Um hängende Blätter und Zweige zu vermeiden solltest Du hier besonders kräftig wässern.
Wenn Du Dir unsicher bist, ob gegossen werden muss, kannst Du mit Hilfe des Spaten- und Fingertests überprüfen, ob die Erde noch feucht genug ist. Mit dem Spaten wird eine Ecke aus dem Rasen gehoben, die nach Prüfung wieder eingesetzt wird. An ihr erkennst Du, wie tief die Erde noch durchfeuchtet ist. Im Beet oder im Kübel reicht es den Finger in die Erde zu stecken, um den Feuchtigkeitsgehalt zu prüfen.
Der Wasserbedarf der Pflanzen kann sehr unterschiedlich sein. So verdunsten Pflanzen mit großen, weichen Blättern wie Hostas oder Hortensien viel Wasser. Mit Hitze und Trockenheit kommen dagegen mediterrane Gewächse wie Thymian, Rosmarin und Oleander mit ihren harten, ledrigen oder schmalen Blättern gut zurecht. Auch Pflanzen mit behaarten Blättern wie Lichtnelke und Wollziest oder Geranien und Fetthenne mit ihren dicken, fleischigen Blättern sind trockenheitsresistent.
Weniger ist mehr
Wenn Du häufig, aber wenig gießt, gewöhnen sich die Pflanzen an die regelmäßigen Wassergaben und bilden nur flache Wurzeln. Sobald einmal die Wassergabe ausbleibt, reagieren sie sofort auf das fehlende Wasser. Deshalb gieße ich nur etwa alle 3 Tage, dann aber kräftig. Auf diese Weise bilden die Pflanzen tiefer reichende Wurzeln, werden widerstandsfähiger und überstehen Trockenzeiten besser.
Den Pflanzen in Kästen und Kübeln muss in trockenen Zeiten besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn sie können nur eingeschränkt tief wurzeln, um an Wasser zu gelangen. Im Gegensatz zu den Pflanzen im Beet ist ein zu kräftiges Gießen der Topfpflanzen eher kontraproduktiv, da das Wasser sofort durch das Abzugsloch am Topfboden abfließt.
Die besten Zeiten zum Gießen
Der frühe Morgen oder der Abend sind gute Zeiten zum Gießen. Am frühen Morgen, wenn der Boden noch kühl ist, wird das Wasser schnell aufgenommen. Gegossen wird immer nur in Wurzelnähe, so werden die Blüten geschont und Pilzbefall durch abtrocknendes Wasser verhindert. Werden die Blätter mit Gießwasser benetzt, wirken die Tropfen bei Sonneneinstrahlung wie Brenngläser und schädigen die Pflanze.
Für ein abendliches Gießen spricht, dass das Wasser während der kühlen Nacht aufgenommen werden kann. Doch weil der Boden am Abend lange feucht bleibt, zieht das wiederum vermehrt Schnecken an.
Zum Gießen ist Regenwasser ideal, da es sich um ein weiches Wasser mit einem niedrigen pH-Wert handelt. Leider beschränken sich meine Regenwasservorräte auf eine 250 l Tonne, die meist nur fürs Gewächshaus und für die Topfpflanzen ausreicht. Regentonnen können leicht an ein Regenwasserablaufrohr angeschlossen werden. Dazu wird am Ablaufrohr ein Stück mit Auslaufstutzen eingesetzt.
Die richtige Gießtechnik
Anstatt mit einer Brause alles flächig zu befeuchten, gieße ich gezielt mit dem Brausekopf an der Basis der Pflanzen. So bleibt der Boden locker und ich vermeide Einschwemmungen und Bodenverdichtungen. Unkraut kann etwas zurückgehalten werden, außerdem sparst Du Wasser. Gefäße gieße ich mit der Gießkanne, die ich mit Regenwasser befülle. Stauden und Sträucher im Beet versorge ich über einen Schlauch mit Wasser. Falls der Rasen gewässert werden muss, setze ich einen Regner ein. Damit Du in etwa abschätzen kannst, wann der Rasen ausreichend Wasser erhalten hat, stelle einfach ein Regenmesser auf, der Dir die Menge des gesprengten Wassers anzeigt. Während langer Trockenperioden reicht es den Rasen etwa alle sieben Tage so zu bewässern, dass der Boden mindestens 15 cm durchfeuchtet ist.
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