Blühende Polsterstauden in rauen Lagen – Impressionen einer Island-Reise (Teil II)

veröffentlicht am 24. August 2017 20:48 von Beate

Island-Mohn

An den Seeufern und feuchten Bachrändern von Island ist die Vegetation weitaus üppiger als in den trockenen Lagen. Besonders in der Nähe von warmen Bächen und Quellen bist Du nicht nur von dichtem Grün umgeben, auch die Pflanzenvielfalt nimmt zu.

Neben Island-Mohn in den Wiesen wachsen an Seeufern und Bachläufen gelb blühende Sumpfdotterblumen, in den Mooren des Tieflands haben sich Seggen, Binsen und vor allem Schmalblättriges Wollgras verbreitet, das Schutz gegen Winderosion bietet. Auch Doldengewächse fehlen nicht. An vielen See- und Bachrändern stehen die großen Stauden der Engelwurz. Sie spielt auch heute noch eine Rolle als Heilkraut.

Nicht zu vergessen – der Island-Mohn

Island-Mohn

Beheimatet ist der Island-Mohn (Papaver nudicauel) in subarktischen Regionen wie Island. Je nach Art blüht er gelb, weiß, orange und rot. In Island ist mir nur der gelb blühende Mohn aufgefallen. Die einjährige, krautige Pflanze wird ca. 30 cm hoch. Sie bildet in Bodennähe blaugrüne, fiederschnittige Blätter, die gräulich behaart sind. Aus dieser Rosette wachsen blattlose Blütenstängel, an denen sich nach unten geneigte Blütenknospen bilden, was typisch für Mohn ist. Die kleinen Knospen sind ebenfalls behaart. Aus ihnen entwickeln sich zwischen Mai und August etwa 5 cm große Blüten, deren Bestäubung durch Insekten erfolgt oder vom Mohn selbst übernommen wird. Für die Verbreitung der kleinen, reifen Samen sorgt später der Wind.

Bei uns ist Island-Mohn eine beliebte Gartenpflanze. Er bevorzugt halbschattige Standorte mit durchlässigen, nicht zu nassen Böden. Da er nach der Blüte einzieht und erst wieder im Herbst frisches Laub bildet, ist eine Pflanzengemeinschaft mit hohem Zierlauch ideal, um zwischenzeitlich die entstandenen Lücken im Beet zu schließen.

Die Blüten des Island-Mohns eignen sich auch als Vasenschmuck. Schneidest Du sie beim ersten Öffnen der Knospen, werden sie sich lange halten.

Das Schmalblättrige Wollgras - eine Repositionspflanze

Schmalblättriges Wollgras

Den wolligen Samenständen verdankt das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium) seinen Namen. In Island kommt es in Moorgebieten und Birkenbruchwäldern vor. Das Gras  bevorzugt sandige und torfhaltige Böden.

Schmalblättriges Wollgras

Das Schmalblättrige Wollgras zählt zu den Repositionspflanzen (lat. reponere - wiederherstellen). Dazu zählen Wildstauden, die bei Renaturierungs-Maßnahmen wichtige Aufgaben übernehmen. Das Schmalblättrige Wollgras ist in der Lage schädliche Verbindungen wie Phosphate und Nitrite im Wasser abzubauen.

Das zur Familie der Sauergräser zählende Gras breitet sich durch Ausläufer rasenartig aus. Es wird etwa 20 cm hoch und blüht im Mai und Juni. Die weißen doldenartigen Blüten werden nicht größer als 5 cm.

In naturnahen Gärten wird das Schmalblättrige Wollgras bei uns für die Bepflanzung größerer Teiche oder weitläufiger Teichränder verwendet. Dabei benötigt das Gras eine Wassertiefe von 5 bis 10 cm.

Alpenhelm – ein hübscher Schmarotzer

Europäischer Alpenhelm

Der Europäische Alpenhelm (Bartsia alpina) ist mir in Island häufig begegnet. Er fällt mit seiner ungewöhnlich  dunkel violett gefärbten Blumenkrone und seinen vierkantigen rötlichen Stängeln sofort auf. Sein isländischer Name ist „Buttergras“, denn er riecht wie ranzige Butter.

Die ausdauernde, krautige Pflanze wird nicht höher als 30 cm. Ihre oberirdischen Pflanzenteile sind behaart, deshalb wird der Alpenhelm auch gern als „Samtglocke“ bezeichnet. In Island blüht er im Juni und Juli. Er wächst auf feuchten Wiesen, in Uferzonen und Flachmoorwäldern. Seine Samen benötigen zum Keimen Frost. Bis zur ersten Blütenbildung einer junge Pflanze vergehen etwa vier Jahre.

Der Alpenhelm ist ein sogenannter Halbschmarotzer, der sich mit Saugorganen an die Wurzeln benachbarter Pflanzen heftet und ihnen Nahrung entzieht.

Sumpfdotterblume – immer wieder ein Blickfang

Sumpfdotterblume

Die Sumpfdotterblume (Caltha palustris) ist auch in Island eine Feuchtgebietspflanze. Mit ihren leuchtend gelben Blüten und frischen grünen, herzförmigen Blättern ist sie ein Blickfang. Auf nassen Wiesen, an Grabenrändern, Ufern von Teichen und Bächen taucht sie immer wieder auf. Erst im Juni und Juli zeigt die Sumpfdotterblume in Island ihre Blüten.

Sumpfdotterblume

An nicht zu nährstoffreichen, feuchten Standorten fühlen sich Sumpfdotterblumen auch in unseren Breiten wohl. Ihre Horste sind etwa 30 cm hoch und breit. Im Garten ist die Staude meist im Uferbereich von Teichen zu finden. Sie filtert im Teich das Wasser und zählt, wie das Wollgras, zu den Repositionspflanzen. Außerdem wird sie von Bienen und anderen Insekten geschätzt. In der Natur wächst die Sumpfdotterblume auch an Wasserrädern und feuchten Gehölzrändern. Ihre Blüten erscheinen bei uns von März bis Mai, noch bevor sich das gesamte Laub entwickelt hat.

Engelwurz – mehr als nur ein Küchenkraut

Echte Engelwurz

Die Echte Engelwurz (Angelica archangelica) ist in Island nicht zu übersehen. Die etwa 1,5 m hohe Pflanze mit ihren kugelförmigen Dolden und den zackig gezähnten Blättern ist an Bach- und Seeufern immer präsent. Hier blüht sie zwischen Juli und August. Dabei verströmen ihre weißen Blüten einen angenehmen Duft.

Echte Engelwurz

Schon in den Klostergärten des Mittelalters war die Echte Engelwurz als Küchen- und Heilpflanze vertreten. Heute ist sie mit ihren imposanten Blütendolden meist eine dekorative Solitärstaude und ein Strukturbildner im Kräuter- und naturnahen Garten. Als Standort benötigt sie einen sonnigen, nährstoffreichen Boden. Vor Hautkontakt mit der Pflanze solltest Du Dich schützen, da sie phototoxische Reaktionen hervorrufen kann.

Die Mutterpflanze der Engelwurz stirbt meist im zweiten Jahr nach der Blüte ab. Sie hinterlässt jedoch in ihrer Umgebung viele Sämlinge, die ihren Fortbestand sichern sollen. Doch Vorsicht vor einer unkontrollierten Selbstaussaat: Es ist besser einen Rückschnitt vor der Samenreife vorzunehmen. Da Angelica archangelica ansonsten keine Pflege benötigt, ist sie ideal für den naturnahen Garten.

Färberpflanze - Wald-Storchschnabel

Der Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum) ist mir in Island besonders in Birkenwäldern mit grasigen Flächen aufgefallen. In der Zeit als Island noch mehr Krüppelwälder aus Birken und Weiden besaß, war der Storchschnabel weit verbreitet. Ab und zu findest Du noch Bestände des Wald-Storchschnabels in schneegeschützten Senken, die ehemals mit Wald bedeckt waren.

Wald-Storchschnabel

Der im Juli blau blühende Storchschnabel ist eine Färberpflanze und die einzige in Island, die blauen Farbstoff liefert. Zusammen mit dem Scharfen Hahnenfuß bildet der Storchschnabel an feuchten Standorten leuchtende gelb-blaue Blütenteppiche.Charakteristisch für den etwa 30 cm hohen Storchschnabel sind seine Blütenkronen, die deutlich größer sind als ihre Kelche.

Wald-Storchschnabel

Zu der Gattung Geranium zählen viele robuste und üppig blühende Wildstauden und Züchtungen für fast alle Lebensbereiche. Je nach Sorte dauert die Blütezeit bei uns von Mai bis September. Neben teller- und schalenförmigen Blüten gibt es auch gefüllte Blüten mit einem Farbspektrum von Weiß, über Rosa bis hin zu Violett und Blau. Teilweise sind die Blütenblätter dunkel geadert, was ihnen eine porzellanartige Optik verleiht. Der Storchschnabel ist in jedem Fall pflegeleicht und unempfindlich gegenüber Krankheiten, Schnecken und anderen Schädlingen.

Sauerampfer – dekorativ und köstlich

Sauerampfern sind in Island weit verbreitet. Neben der Großen Sauerampfer (Rumex acetosa) beeindruckten mich immer wieder die Flächen mit den roten Blütenständen der Kleine Sauerampfer (Rumex acetosella), auch „Hundesauer“ genannt. Er wird nur etwa 20 cm hoch, hat spitze Blätter und kommt vor allem im Juni und Juli in den nordöstlichen Fjorden vor. In dieser Zeit wird der Blütenstaub mit dem Wind von einer Pflanze zu anderen transportiert.

Blütenstände der Sauerampfer

Auch bei uns sind Sauerampfern stark verbreitet und wachsen in Feldern, auf Wiesen und an Wegrändern. Ihren Namen verdanken sie ihren sauer schmeckenden Blättern, die Oxalsäure enthalten.

Doch auch im naturnahen Garten und Bauerngarten haben Sauerampfern ihren Platz als Wildgemüse und Zierpflanze gefunden. In meinem Staudenbeet wächst der Blutampfer (Rumex sangineus). Er ist mit seinen purpurrot geaderten Blättern und den roten Stängeln besonders attraktiv. Rumex sangineus kann auch als Gemüse verwendet und wie Spinat zubereitet werden. Er ist säureärmer als die übrigen Arten.

Blutampfer

Sauerampfer benötigen feuchte Böden. Mit ihren pfeilförmigen Blättern und den winzigen roten Blüten an den Rispen sind sie attraktive Zierpflanzen. Der Große Sauerampfer erreicht dazu eine Höhe von etwa 60 cm. Er wird besonders gerne, wegen seines frischen säuerlichen Geschmacks, als Gemüse angebaut. Der Große Sauerampfer eignet sich für Blattsalate und als säuerlicher Geschmacksgeber für Saucen. Im Beet kommt er zusammen mit niedrigen Stauden besonders schön zu Geltung. Der Sauerampfer ist winterhart und pflegeleicht und passt gut in naturnahe Gärten.


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