Bald startet die Saison der Frühlingszwiebelblüher. Dann sorgen gelb blühende Winterlinge, frühe Krokusse und kleine Schwertlilien für Farbe an Gehölzrändern und vielen anderen Plätzen im Garten. Für alle, die den Start in die Gartensaison kaum noch erwarten können, gibt es das Schneeglöckchen. Es ist der Inbegriff der Winterblume. Denn auch wenn es zart und zerbrechlich wirkt, übersteht es eisige Temperaturen im Januar und Februar sehr gut.
An geschützten Stellen zeigen sich bei uns im Garten auch schon die ersten Blattspitzen der Schneeglöckchen. Die kleinen Zwiebelblüher gehören zur Familie der Amaryllis. Ihr botanischer Name Galanthus nivalis leitet sich von den griechischen Wörtern gála für Milch und ánthos für Blüte ab.
Mönche brachten Galanthus aus Südeuropa nach Mitteleuropa und den Britischen Inseln. Hier wurde die kleine Pflanze über lange Zeit unter verschiedenen Bezeichnungen kultiviert. Ihren heutigen Namen „Schneeglöckchen“ verdankt sie Carl von Linné, der sie so bekannt und unverwechselbar machte.
Die ersten verwilderten Schneeglöckchen wurden Ende des 18. Jahrhunderts entdeckt. Sie hatten sich vermutlich außerhalb der Klostergärten vermehrt. In Laubwäldern und auf Waldwiesen mit feuchten und schattigen Standorten fühlen sich die kleinen Pflanzen besonders wohl.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs die Sortenvielfalt auf heute etwa 500 Sorten, die aus mehreren Arten erfolgreich gezüchtet wurden. Die Wildarten der Schneeglöckchen sind heute durch das „Washingtoner Artenschutzübereinkommen“ geschützt.
Zierliche Schönheiten
Schneeglöckchen sind ausdauernde krautige Zwiebelgewächse. Nachdem sich in der Regel zwei schmale Laubblätter, die am Boden zusammenstehen, gebildet haben, treibt der Blütenstand aus. Er setzt sich aus einem langen Blütenstängel und einer Blüte zusammen. Die Blüte ist von einem Hochblatt umgeben, das sie vor frostigen Temperaturen schützt. Sobald die Temperaturen etwas milder sind, öffnet sich die Blüte. Da ihr Stiel schwach gebaut ist, neigt sich das glockenförmige Blütenköpfchen und nickt. Die Blütenhülle besteht aus drei weißen äußeren Blütenhüllblättern und drei verwachsenen grünlich-weißen inneren Blütenhüllblättern.
Neben Winterlingen und Wildkrokussen sind die Schneeglöckchen die erste wichtige Nahrungsquelle für viele Insekten. Sie liefern Nektar und Pollen. Die grünen Zeichnungen auf den Blütenblättern, die sogenannten Saftmale, locken zusammen mit dem Duft der Blüten die Insekten an.
Der natürliche Kälteschutz der Schneeglöckchen
Um die früh austreibenden Schneeglöckchen brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Bei Minusgraden lassen sie zwar die Köpfe hängen und legen die Stängel wie verwelkt zur Seite, doch sobald es etwas wärmer wird, richten sie sich wieder auf. Wie die Winterlinge besitzen Schneeglöckchen einen natürlichen Frostschutz.
Um ihn zu produzieren, stellen die Pflanzen ihren Stoffwechsel um. Anstatt Zucker (Glucose) stellen sie dann Zuckeralkohol (Glycerin) her. Ihre Stärkereserven zerlegen sie in Glucose. Es entstehen die körpereigenen Frostschutzmittel. Sie verteilen und lösen sich im Wasser der Zellen und verändern deren Zusammensetzung, so dass das Zellwasser nicht mehr bei 0 °C gefrieren kann.
Wann müssen die Zwiebeln in die Erde?
Zusammen mit den anderen Frühlingsblühern werden Schneeglöckchen-Zwiebeln zwischen September und Dezember gepflanzt. Die Zwiebeln werden 8 bis 10 cm tief gesetzt. Wenn Du Wert auf eine bestimmte Sorte legst und keine Überraschungen erleben möchtest, solltest Du wie die Galanthophilen (Schneeglöckchen-Liebhaber) die Schneeglöckchen blühend kaufen. Nur anhand der Zwiebel können die Sorten nicht eindeutig zugeordnet werden.
Am richtigen Standort geht alles wie von selbst.
Schneeglöckchen bevorzugen humose, kalkhaltige und lockere Böden, die während der Wachstumsphase und Blüte leicht feucht sind. Sie benötigen keinen Dünger. Kompost oder eine Mulchschicht würde nur die Blühfreudigkeit der kleinen Pflanzen einschränken.
Im Garten werden von den Schneeglöckchen besonders Standorte vor Hecken, an Gehölzränder, zwischen Bäumen und Sträuchern oder später austreibenden Stauden geschätzt. Sobald die ersten Blätter der Stauden den Boden beschatten, ziehen die Schneeglöckchen ein.
Schneeglöckchen verwildern gerne im Garten. Insbesondere im Halbschatten von Gehölzen und auf leicht feuchten Rasenflächen. Sie bilden Kapselfrüchte, die Samen enthalten. An den Samen sitzen fleischige Nährkörper, die besonders bei den Ameisen beliebt sind. So werden die Samen von ihnen verbreitet. Meist schon beim Transport der Samen fressen die Ameisen dann die Nährkörper. Den eigentlichen Samen lassen sie danach einfach zurück.
Auch die Tochterzwiebeln sorgen für die Vermehrung der Pflanzen. Auf diese Art bilden sich schnell dichte Horste, die nach der Blüte, wenn die Pflanze noch grün ist, geteilt und an anderen Stellen im Garten gepflanzt werden können. Dabei sollte die an den Zwiebeln und Wurzeln haftende Erde nicht abgeschüttelt werden.
Schneeglöckchen dürfen auf keinen Fall nach der Blüte abgeschnitten werden. Denn dann können sie nicht genügend Energie für die Blütenbildung im kommenden Jahr speichern. Falls das am Boden liegende Grün Deinen nachwachsenden Stauden zu viel Platz nimmt, kannst Du es zusammenbinden oder dekorativ zu einem Zopf flechten.
Bei Arbeiten mit Schneeglöckchen solltest Du daran denken, dass alle Pflanzenteile, insbesondere die Zwiebeln giftig sind.
Hübsche und zweckmäßige Kombinationen
Besonders schön kommen die filigranen Schneeglöckchen zur Geltung, wenn sie von Pflanzen mit kräftigen Blütenfarben umgeben sind. Dazu gehören violette Krokusse, frühe gelbe Narzissen oder pinkfarbene Alpenveilchen. Eine gelungene Kombination ist die von Galanthus und Christrosen (Helleborus). Da beide Pflanzen ähnliche Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, ergänzen sie sich besonders gut. Während des Sommers sorgt der Storchschnabel als Beetnachbar mit seinen Blatt- und Blütentrieben für die notwendige Beschattung der ruhenden Zwiebeln im Boden. Am Fuß kalter Mauern sind Schneeglöckchen im zeitigen Frühjahr eine hübsche Ergänzung in Bepflanzungen mit Farnen und kleinen Funkien.
Schneeglöckchen im Topf
Im Herbst kannst Du die Zwiebeln der Schneeglöckchen auch in Schalen und Töpfe pflanzen. Sie bleiben im Anschluss bis zum Frost draußen an einem schattigen Platz. Danach holst Du sie ins Haus, wo sie einen kühlen, hellen Platz erhalten. Wenn sie danach in einen warmen Raum umziehen, beginnen sie dort nach etwa zwei Wochen zu blühen. Hier müssen sie hin und wieder leicht gegossen werden, damit die Zwiebeln nicht austrocknen.
Sortenvielfalt und Sammelleidenschaft
Von den etwa 20 bekannten Schneeglöckchen-Arten ist sicher Galanthus nivalis das Bekannteste. Schneeglöckchen unterscheiden sich in Farbe, Form, Laub und Anzahl der Blütenblätter. Neben großblumigen und gefüllten Schneeglöckchen wie „Ballerina“ gibt es auch stark duftende und solche mit grünen Spitzen wie „Viridapice“. So hat jede Sorte ihre Eigenheiten. Bei den Galanthophilen sind besonders gelbe Typen begehrt. Das sind Schneeglöckchen mit gelben Fruchtknoten oder gelber Zeichnung, wie „Wendys Gold“, die oft nur schwer im Handel zu finden sind.
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